von Andreas Fischer, Assistenzpädagoge
Die Gestaltung eines Brettspiels mit Kindern stellt eine komplexe pädagogische Intervention dar, die multiple Entwicklungsbereiche adressiert und vielfältige Lernprozesse initiiert. Dieser Fachbericht analysiert die pädagogischen Implikationen und didaktischen Potenziale dieses kreativen Prozesses unter Berücksichtigung entwicklungspsychologischer und bildungstheoretischer Perspektiven.
Die Gestaltung eines Brettspiels basiert auf den Grundannahmen der konstruktivistischen Lerntheorie (vgl. Piaget, 1976). Kinder konstruieren dabei aktiv ihr Wissen und ihre Fähigkeiten, indem sie in einem selbstgesteuerten Prozess Erfahrungen sammeln und reflektieren. Die Pädagogen fungieren hierbei als Lernbegleiter und Impulsgeber, die eine anregende Lernumgebung schaffen (Scaffolding nach Vygotsky, 1978).
Im Kontext der Spielpädagogik (Heimlich, 2015) wird die Brettspielgestaltung als Medium der ganzheitlichen Förderung begriffen. Sie ermöglicht Kindern, ihre Phantasie und Kreativität zu entfalten, während gleichzeitig kognitive, soziale und emotionale Kompetenzen geschult werden.
Die pädagogischen Zielsetzungen bei der Gestaltung eines Brettspiels mit Kindern lassen sich wie folgt differenzieren:
Kognitive Entwicklung
– Förderung des logischen und strategischen Denkens
– Erweiterung der Problemlösekompetenz
– Stärkung der Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer
Sozial-emotionale Entwicklung
– Ausbau der Kooperationsfähigkeit und Teamarbeit
– Entwicklung von Empathie und Perspektivenübernahme
– Stärkung der Frustrationstoleranz und Resilienz
Kreativ-ästhetische Bildung
– Förderung der gestalterischen Fähigkeiten
– Entwicklung eines ästhetischen Bewusstseins
– Stärkung der Imaginationsfähigkeit
Sprachliche Bildung
– Erweiterung des Wortschatzes
– Förderung der narrativen Kompetenz
– Verbesserung der Kommunikationsfähigke
Der Gestaltungsprozess beginnt mit einer partizipativen Planungsphase, in der die Kinder ihre Ideen und Vorstellungen einbringen. Die Pädagogen moderieren diesen Prozess und unterstützen die Kinder bei der Strukturierung ihrer Gedanken. Hierbei kommen Methoden wie das Brainstorming oder die Mindmap-Technik zum Einsatz.
In dieser Phase wird das übergreifende Thema des Brettspiels festgelegt. Die Pädagogen achten darauf, dass die Interessen und Lebenswelten der Kinder Berücksichtigung finden (Lebensweltorientierung nach Thiersch, 2014). Die Konzeptentwicklung erfolgt in einem dialogischen Prozess, bei dem die Kinder lernen, ihre Ideen zu artikulieren und zu begründen.
Die Entwicklung der Spielregeln stellt einen besonders anspruchsvollen Teil des Gestaltungsprozesses dar. Hier werden die Kinder an logisches Denken und die Antizipation von Handlungsfolgen herangeführt. Die Pädagogen unterstützen durch gezielte Fragestellungen und regen die Kinder zur Reflexion an.
In unserem Fall ist das Thema „die Katze“. Das Spiel wurde für Kinder im letzten Kindergartenjahr konzipiert und kann von bis zu vier Spielern bespielt werden.
Im Garten der Katzen befinden sich drei Käsestücke, die die Maus zu egattern versucht. Die Katzen müssen dies verhindern.
Bei der konkreten Gestaltung des Spielmaterials kommen verschiedene Techniken und Materialien zum Einsatz. Die Kinder werden ermutigt, experimentell vorzugehen und ihre feinmotorischen Fähigkeiten zu schulen. Die Pädagogen achten auf eine entwicklungsangemessene Aufgabenstellung und bieten bei Bedarf Hilfestellung an.
Wir entschieden uns für lufttrocknende Modelliermasse, da sich deses Material gut verarbeiten lässt. Außerdem sind die Figuren sehr leicht.
Nachteil: Die Trockenzeit beträgt etwa fünf Tage.
Das fertiggestellte Spiel wird in der Gruppe erprobt. Dieser Prozess fördert die Fähigkeit zur Selbst- und Fremdreflexion. Die Kinder lernen, konstruktive Kritik zu üben und anzunehmen. Gegebenenfalls werden Anpassungen vorgenommen, wodurch der iterative Charakter des Gestaltungsprozesses verdeutlicht wird.
Ich hoffe, ich konnte in meiner Arbeit einen guten Überblick zum Thema geben und auf die Wichtigkeit aufmerksam machen. Die Angebote im Kindergarten haben den Kindern und auch mir sehr viel Spaß gemacht. Mein Ziel ist es, in Zukunft mehr Bewegungsangebote dieser Art im Kindergarten zu machen. Damit möchte ich den Kindern eine gute Grundlage für ihren weiteren Lebens- und Lernweg geben.
Kompetenzentwicklung
Durch die Gestaltung eines Brettspiels werden vielfältige Kompetenzen gefördert. Im Sinne des Kompetenzmodells nach Weinert (2001) lassen sich folgende Bereiche differenzieren:
– Fachkompetenz: Erwerb von Wissen über Spielmechaniken und Gestaltungsprinzipien
– Methodenkompetenz: Anwendung von Problemlösestrategien und Projektmanagement
– Sozialkompetenz: Entwicklung von Teamfähigkeit und Kommunikationskompetenz
– Personale Kompetenz: Stärkung von Selbstwirksamkeit und Kreativität
Metakognitive Prozesse
Die Reflexion des Gestaltungsprozesses fördert metakognitive Fähigkeiten. Die Kinder lernen, ihr eigenes Denken und Handeln zu beobachten und zu steuern. Dies trägt zur Entwicklung eines selbstregulierten Lernverhaltens bei (Flavell, 1979).
Inklusive Pädagogik
Die Gestaltung eines Brettspiels bietet vielfältige Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung und kann somit den Prinzipien einer inklusiven Pädagogik gerecht werden. Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen finden adäquate Beteiligungsmöglichkeiten, wodurch das Erleben von Selbstwirksamkeit für alle Beteiligten ermöglicht wird.
Herausforderungen und Grenzen
Bei der pädagogischen Begleitung des Gestaltungsprozesses können verschiedene Herausforderungen auftreten:
– Divergierende Interessen und Vorstellungen der Kinder
– Unterschiedliche Kompetenzniveaus innerhalb der Gruppe
– Zeitliche und materielle Ressourcenbeschränkungen
– Mögliche Überforderung durch die Komplexität der Aufgabe
Die Pädagogen sind gefordert, diese Herausforderungen sensibel wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Gegebenenfalls müssen Teilschritte modifiziert oder zusätzliche Unterstützungsangebote implementiert werden.
– Flavell, J. H. (1979). Metacognition and cognitive monitoring: A new area of cognitive-developmental inquiry. American Psychologist, 34(10), 906-911.
– Heimlich, U. (2015). Einführung in die Spielpädagogik (3. Aufl.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
– Piaget, J. (1976). Die Äquilibration der kognitiven Strukturen. Stuttgart: Klett.
– Thiersch, H. (2014). Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im sozialen Wandel. Weinheim: Beltz Juventa.
– Vygotsky, L. S. (1978). Mind in society: The development of higher psychological processes. Cambridge, MA: Harvard University Press.
– Weinert, F. E. (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In F. E. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessungen in Schulen (S. 17-31). Weinheim: Beltz.