Manchmal fragen mich Freunde, wie ich nach einem trubeligen Tag im Kindergarten noch Energie haben kann. Sie sehen die schreienden Kinder, das Chaos und den Lärm. Doch was sie nicht sehen, sind all die kleinen magischen Momente, die uns Erzieher*innen jeden Tag aufs Neue mit Kraft und Freude füllen.

Da ist zum Beispiel der kleine Max, der heute zum ersten Mal ganz alleine seine Schuhe gebunden hat. Seine Augen strahlten vor Stolz, und dieses Strahlen, diese pure Freude über den eigenen Erfolg, springt direkt in mein Herz. Solche Momente erinnern mich daran, warum ich diesen Beruf so liebe. Es sind nicht nur die großen Meilensteine, sondern auch die winzigen Fortschritte, die uns zeigen, dass unsere Arbeit Früchte trägt.

Besonders kraftspendend finde ich die bedingungslose Ehrlichkeit der Kinder. Wenn Lisa mir sagt, dass meine nicht vorhandene Frisur aussieht “wie eine Bowlingkugel”, muss ich einfach lachen. Diese ungeschminkte Authentizität ist so erfrischend in einer Welt voller höflicher Floskeln. Und wenn dann dieselbe Lisa fünf Minuten später zu mir kommt und sagt “Du bist aber trotzdem toll”, dann weiß ich wieder, warum ich jeden Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit gehe.

Die kleinen Philosophen in unserer Einrichtung sorgen auch immer wieder für Momente, die mich innerlich aufladen. Wenn Paul während des Mittagessens plötzlich fragt, ob Wolken eigentlich schlafen können, oder Emma darüber nachdenkt, ob Fische im Meer auch mal Durst haben, dann öffnen sie mir die Augen für neue Perspektiven. Diese kindliche Neugier und Fantasie sind ansteckend und helfen mir, die Welt immer wieder neu zu entdecken.

Natürlich gibt es auch anstrengende Tage. Tage, an denen alles schiefläuft, an denen die Tränen fließen und der Geräuschpegel unerträglich scheint. Aber selbst dann gibt es diese besonderen Momente: Eine spontane Gruppenumarmung, ein selbstgemaltes Bild “nur für dich”, oder ein verschmitztes “Hab dich lieb” beim Abschied. Das sind die Energiespender, die keine Batterie der Welt ersetzen kann.

Die Arbeit mit Kindern lehrt uns auch, im Moment zu leben. Wenn wir gemeinsam im Garten eine Schnecke beobachten, existiert in diesem Augenblick nichts anderes. Kein Termindruck, keine To-Do-Liste, nur pure Faszination für dieses kleine Wunder der Natur. Diese Fähigkeit, ganz im Hier und Jetzt zu sein, tankt unsere Energiereserven auf eine ganz besondere Weise auf.

Am Ende eines Tages bin ich vielleicht körperlich erschöpft, aber mein Herz ist erfüllt von hundert kleinen Geschichten, von Lachen, von ehrlicher Zuneigung und von der Gewissheit, dass ich einen der schönsten Berufe der Welt habe. Jeder Kindergartentag ist wie ein Energiedrink für die Seele – manchmal etwas chaotisch gemischt, aber immer voller Leben und Kraft.

Also ja, die Arbeit im Kindergarten kann anstrengend sein. Aber sie gibt uns so viel mehr zurück, als sie uns nimmt. Sie lehrt uns, das Leben mit Kinderaugen zu sehen, über uns selbst zu lachen und die kleinen Wunder des Alltags zu schätzen. Und genau das ist es, was uns jeden Tag aufs Neue mit Energie erfüllt.

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