Ich wurde schon öfter gefragt, welche Werkzeuge man Kindern überlassen kann, ohne sie zu gefährden. Oder wie es mit der Sicherheit generell aussieht, wo der beste Arbeitsplatz ist, etc.
Bitte beachtet, dass es hier nicht darum geht, ein perfektes Werkstück mit den Kindern zu schaffen.
Mein Ansatz der Werkzeugpädagogik sieht vor, dass das Arbeiten mit Holz und Werkzeug im Vordergrund stehen. Dadurch werden sowohl kognitive, als auch motorische Fähigkeiten gefördert. Die Kinder machen neue haptische Erfahrungen und erlernen Kompetenzen, die ihnen im späteren Leben sicherlich hilfreich sein werden. Zudem schulen wir den Blick auf Nachhaltigkeit.
Das WO:
Generell gilt: Es muss ausreichend Platz vorhanden sein. Wenn Kinder mit Werkzeugen arbeiten, lässt es sich kaum vermeiden, dass andere Kinder versuchen, selbständig mitzumachen. Daher ist es wichtig, den Arbeitsplatz gut abzusichern. Das kann man mit Stühlen, Bänken, Absperrbändern oder anderen Dingen machen. Dennoch: Es muss immer eine Aufsichtsperson anwesend sein. Ganz egal ob es sich nur um Schleifpapier oder um einen Hammer handelt.
Im Kindergarten sollte die Werkstatt zumindest in einem separaten Bereich im Gruppenraum aufgebaut werden. Idealerweise gibt es einen bisher ungenutzten Raum.
Unser Gruppenraum ist L-förmig. Der hintere Bereich kann individuell und variabel gestaltet werden, sodass wir jederzeit eine Werkstatt, einen Bewegungsraum, einen Raum zum Entspannen oder andere Ideen umsetzen können. Allerdings muss man mit den Werkzeugen flexibel sein.
Wichtig: Der Raum muss gut belüftet sein. FENSTER AUF!!!
Das WAS:
Die wichtigste Frage ist wohl jene, nach den richtigen Werkzeugen. Ich habe schon in diversen Fachartikeln betont, dass man als Aufsichtsperson – ganz egal ob PädagogIn, AssitentIn, etc. – mit allen vorhandenen Werkzeugen Erfahrung haben muss. Nur so kann man präventiv und professionell arbeiten. Es muss unterschieden werden, welche Werkzeuge gemeinsam mit den Kindern verwendet werden können, welche Werkzeuge ausschließlich von Erwachsenen betrieben werden dürfen und welche Werkzeuge von den Kindern alleine genutzt werden können. Auch auf die Lautstärke ist zu achten. Manche Kinder kommen mit Lärm nicht klar. Im schlimmsten Fall kann ein solches Kind eventuell für die Dauer der Arbeiten eine andere Gruppe besuchen. Ich nenne ein paar Beispiele aus meiner Erfahrung:
Gemeinsam mit den Kindern:
- Dekupiersäge (Wenn ein Schutzbügel vorhanden ist – Beispielsweise das Modell von Dremel)
- Rotationswerkzeug (Auch als Gravurmaschine bezeichnet, kann auch schleifen, bohren, etc.)
- Hammer und Nägel (Abhängig von den feinmotorischen Fähigkeiten des Kindes)
- Sägen (Abhängig von den feinmotorischen Fähigkeiten des Kindes)
- Holzraspeln
- Akkubohrer/-schrauber
Nur Erwachsene:
- Stichsäge
- Grobe Raspeln (Beispiel Shinto-Feile. Diese kann man aus Japan importieren. Sie ist ein überaus scharfes Werkzeug, erledigt aber die doppelte Arbeit in der Hälfte der Zeit)
- Bohrmaschinen
- Große Hämmer
- Bandschleifer und andere Schleifmaschinen
- JEDES WERKZEUG, DAS ZU SCHWER FÜR EIN KIND IST
Kinder (nicht vergessen: Es muss eine Aufsichtsperson anwesend sein, um zu unterstützen und Gefahren zu vermeiden)
- Schleifpapiere (Idealerweise mit einem Schleifblock)
- Kleine Hämmer und Nägel
- Schraubendreher
- Feilen (Mit Metallfeilen dauert es zwar länger, aber die Kinder bekommen ein Gefühl für die richtige Arbeitsweise. Außerdem gibt es solche Feilen in den unterschiedlichsten Größen)
- Laubsägen
- Metallsägen (Haben kleine und feine Zähne. Eignen sich gut zum Üben. Können mit Weichhölzern wie Fichte oder Tanne gut genutzt werden)
Das WIE:
Sicherheit geht immer vor. Ich selbst ziehe es vor, immer nur ein Kind an der Werkbank arbeiten zu lassen. Zu diesem Zweck ist es wichtig, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.
Wie schon erwähnt, ist die Wahl des Arbeitsplatzes der erste Schritt. Der Arbeitstisch sollte nicht zu hoch oder zu niedrig sein. Zudem muss man über Schutzausrüstung nachdenken. Alle genannten Gegenstände gibt es auch für Kinder:
- Arbeitshandschuhe (Idealerweise Schnittfest -> Mit Kevlar)
- Schutzbrille (Um zu vermeiden, dass Holzspäne in die Augen gelangen)
- Arbeitskleidung (Schürze, ein altes Hemd, etc. um die Kleidung zu schützen)
- Gehörschutz
Bei verlassen des Arbeitsplatzes müssen alle strombetriebenen Werkzeuge unbedingt aus der Steckdose gezogen werden und Werkzeuge, die nicht für das alleinige Arbeiten der Kinder vorgesehen sind, sicher verstaut werden.
Nach der Arbeit müssen alle Werkzeuge sicher verstaut werden. Die Ausnahme bilden Schleifpapiere. Diese stehen den Kindern in meiner Gruppe, gemeinsam mit ungefährlichen Holzresten, jederzeit zur Verfügung.
Natürlich muss eine Werkstatt richtig eingeführt werden. Hierzu kann man mit den Kindern ein Gespräch im Kreis führen und im Anschluss gemeinsam die Werkstatt sowie sämtliche Werkzeuge (ohne Ausnahme) gemeinsam besprechen. Im Anschluss können die Kinder nacheinander und gemeinsam mit der Aufsichtsperson an diversen Werkstücken arbeiten.
Ich empfehle auch, die Eltern zu informieren. Kleine Verletzungen können immer auftreten. Vielleicht gibt es auch Eltern, die den Umgang mit Werkzeugen strikt untersagen. Das kann man zwar besprechen und argumentieren. Aber das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.
Ich hoffe, dieser Betrag hilft euch ein wenig weiter. Um mehr über den Umgang mit Werkzeug, die Herstellung von Gitarren durch Upcycling oder die Herstellung von Holzschmuck zu erfahren, schaut im Bereich Pädagogik vorbei.
Nun wünsche ich euch da draußen viel Spaß und Erfolg mit euren Projekten.