Nun ist es wieder an der Zeit, euch da draußen nach eurer Meinung zu fragen. Wenngleich es sich um ein sensibles Thema handelt.
Das klassische Rollenbild verglichen mit LGBTQIA+. Zunächst, was bedeutet das? Es steht für lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, queer/questioning, intersex, asexual. Ich muss zugeben, als in den 80ern geborener war das für mich zu Beginn sehr verwirrend. Nicht das was es bedeutet war das Problem. Vielmehr das “warum?” Versteht mich nicht falsch. Jedem Menschen sei es vergönnt, die eigene Identität selbst zu bestimmen. Ich habe mich lediglich gefragt, ob es sich wieder um einen Hype handelt, oder ob wirklich soviele Menschen ihre Geschlechterorientierung hinterfragen. Besonders schwierig wird es, wenn Eltern dem Kind die Identität vorweg nehmen. Homophobie ist immernoch präsent. Als ich selbst noch ein Kind war, war “schwul sein” noch ein Schimpfwort. Niemand war schwul. Auch dann nicht, wenn es jemand war. Schwul war in Filmen der eine Mann, der total übertrieben lächerlich in bunter Kleidung über den Bildschirm hopste und dabei seltsam sprach. Ihr wisst, was ich meine. Dann gab es in der Schule stets das eine Mädchen, dass mehr als Junge anerkannt wurde, weil sie Fußball gespielt hat, oder schlicht niemals ein Kleid angezogen hat. Wir haben damals aber nicht drüber nachgedacht. Das typische Bild des homosexuellen Mannes war für uns nur das verzerrte Bild aus dem TV. Die typisch homosexuelle Frau war stets maskulin. Wir wussten als jugendliche der 80er nicht, wie breit dieses Spektrum sein konnte. Und vorallem: Es war “nicht normal”.
Aber was ist mit den Eltern – ich habe davon gelesen – die ihren Kindern eine Rolle aufdrängen? Wie gesagt, Homophobie extistiert noch. “Der homosexuelle Junge hat gefälligst Hetero zu sein.” Es gibt auch die andere Seite. Eltern, die aus ihren Töchtern lieber Jungen machen wollen, oder aus Jungen Mädchen.
Oft wurde postuliert, dass Kinder schon im jungen Alter ihre Identität selbst bestimmern können und sollen. Ich glaube, in dieser Phase ist genau hinzusehen. Man muss hier schon ein paar Details beachten. Jungen spielen auch mal mit Puppen und Mädchen mit Autos. Hier beginnt leider schon die Rollenverteilung. Denn Kinder kennen unsere gelernten – möglicherweise falschen Rollenbilder noch nicht. Für einen Jungen ist eine Puppe oft genauso spannend, wie das coole Auto und umgekehrt. Leider habe ich schon negatives erlebt. So durfte ich auf einem Spielplatz in Wien einmal hören: “Thomas (Name geändert)! Gib die Puppen weg. Du bist ja nicht schwul! Nimm deine Autos und bau eine Rennstrecke im Sand!” Das ist traurig. Denn erstens kann man aus dem Spielverhalten eines Kinders von ungefähr vier Jahren nicht auf seine sexuelle Ausrichtung schließen und zweitens zeugt diese Aussage von Hass und Homophobie.
Ein weiteres sehr infrage zu stellendes Thema: Manche Eltern einscheiden bei intersexuellen Kindern, welchem Geschlecht sie angehören. Als erziehungsberechtigte haben Eltern also die Möglichkeit, per Operation das Geschlecht zu wählen.
Gehen wir mal von Menschen aus, die beispielsweise 80% weiblich und 20% männlich waren. Die Eltern entschieden sich für eine OP, das Kind wurde weiblich. Die Jahre vergehen und die Frau entscheidet sich, ein Mann zu sein. Haben die Eltern nun aus gutem Gewissen gehandelt? Villeicht wollten sie ihr Kind nur vor Mobbing schützen? Vielleicht wollten die sie aber auch nicht akzeptieren, dass ihre Tochter vielleicht von Anfang an ein Mann war? Ist die Entscheidung der Eltern moralisch vertretbar?
Nun zu der Frage des Trends: LGBTQIA+ wurde in den letzten Jahren immer häufiger zum Thema. Wie das so ist bei Themen, die von den Medien gerne immer wieder und wieder zerkaut werden, entwickeln sich Trends. Warum ist die sexuelle Ausrichtung junger Menschen oft so wichtig für ihre Eltern? Gibt es noch die klassische Aufklärung oder überlässt man die Selbstfindung den Kindern? Und vorallem: Ist das richtig, oder falsch? In einigen Kinderfilmen oder -serien sieht man durchaus, dass ein Kind zwei Elternteile von gleichem Geschlecht haben und das ist auch in Ordnung. Die Frage ist nur, wie man hier reflektiert.
Die Frage an euch: Ist es noch in Ordnung, Kindern das klassische Rollenbild Mann/Frau vorzuleben, oder ist man eurer Meinung nach besser offen für alles? In wiefern denkt ihr, macht es Sinn, als erziehungsberechtigte Person oder als pädagogische Fachkraft einzugreifen?
Dies soll kein Streitthema werden. Ihr könnt ruhig eure Meinungen kundtun. Ich bitte euch aber, sachlich und reflektiert zu bleiben. Hassreden werden nicht veröffentlicht.
Ich finde diesen Artikel sehr sachkundig und relevant, da ich ein interessierter Leser ihres Blogs bin. Die Seite ist Klasse! Zum Thema: Es besteht kaum ein Zweifel, dass das Thema sexuelle und geschlechtliche Identitäten komplex und abgestuft ist. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass wir als Gesellschaft immer bereit sind, die Wahrheit über den individuellen Lebensweg zu verstehen und keine vorschnellen Annahmen zu machen. Gleichzeitig sollten wir sicherstellen, dass Kinder in einer Umgebung aufwachsen können, in der sie Zeit haben, sich selbst zu finden, bevor sie in eine einseitige Identitätskategorie gedrängt werden. Die Entscheidung, die sich die Eltern von Kindern mit intersexuellen Störungen ansehen müssen, ist keine einfache Aufgabe und erfordert ein gewisses Maß an Überlegung. Es ist ein schmaler Grat, bei dem die Entscheidung im besten Interesse des Kindes getroffen werden sollte, obwohl dies möglicherweise bedeuten kann, sich auf schwieriges Terrain zu begeben. Eine offene und respektvolle Diskussion, wie sie in diesem Diskurs vorgestellt wird, ist die richtige Art.
Vielen Dank für diesen respektvollen Kommentar. 🙂